Yoga Begriffe #3: Shakti, Kundalini, Prana

Deine innere Kraftquelle und 2 Tipps wie du sie in dir wiederfindest.

In dieser Reihe besprechen wir elementare Begriffe und Konzepte aus der Yoga Philosophie, die oft für Verwirrung und Unsicherheit sorgen.

Gibt es einen Begriff zu dem du Fragen hast, schreib mir dazu gerne in den Kommentaren.

Heute geht es um Shakti: In der indischen Mythologie ist Shakti eine Göttin, die Verkörperung der puren Weiblichkeit. Sie ist die Begleiterin Shivas, der wiederum das männliche Wesen vertritt.

Auf einem tieferen Level aber, wo es kein weiblich oder männlich mehr gibt, bedeutet Shakti Energie oder Kraft. Shakti ist hier der Ursprung aller Kreativität, der Ursprung des Universums oder aller Universen, die Quelle aller physischen Erscheinungen, die Quelle der Energie selbst.

Daraus schließt sich, dass sich Shakti in jeder möglichen Form zeigen kann. Ihre Ausdrucksformen sind jegliche physische Gestalt, die Dinge, die Natur, der Kosmos. Aber auch Energie, in all ihren Formen.

Neben allen messbaren Formen von Energie ist Shakti aber auch auf subtileren Ebenen erfahrbar. Shakti ist die schöpferische Kraft in allem Leben. Sie ist die Kraft, die die Wellen bewegt und dich atmen lässt, die Kraft der Sonne und die Kraft deiner Muskeln.

Prana

Shakti wird in der modernen Yoga Literatur auch oft mit Prana gleichgesetzt, aber bei genauerer Betrachtung ist Shakti der Ursprung von Prana.

Siehe hierzu auch gerne meinen Artikel über Sushumna-Nadi, dem Hauptkanal für Prana in uns.

Yoga lehrt uns, dass Shakti die Energie in allen Dingen ist, dass sie schon immer vorhanden ist - auch in uns. Aber manchmal haben wir keinen direkten Zugang zu dieser Urkraft in uns, andere sagen, dass wir den Zugang hatten, aber verloren haben.

Shakti ist für unser spirituelles Wachstum verantwortlich, daher wird sie manchmal auch Antar Shakti genannt (inneres Shakti) oder Yoga Shakti. Auch Kundalini wird hier synonym für die Kraft verwendet, die unserer Bewusstsein erwachen lässt.

Man liest immer wieder über spontanes Erwachen, aber für die meisten von uns ist es wohl eher ein langsamer Prozess. So wie wir morgens langsam wach werden und vom Traumzustand in den Wachzustand gleiten, so ist auch die Entdeckung der Shakti Energie ein Prozess.

Dieser Prozess kann aber durch geeignete Umstände gefördert werden. Deine Ziele im Leben und deine Prioritäten, wie du dich anderen gegenüber verhältst und in der Welt agierst, das alles hat Einfluss auf deine innere Entwicklung und wie du andere Energiefrequenzen wahrnimmst.

Deine Muskeln müssen erst trainiert werden müssen, bevor sie schwere Lasten heben können, und genau so kannst du auch trainieren, deine Ur-Kraft wahrzunehmen. Deine Hanteln und Trainingsgeräte sind Aufmerksamkeit, Meditation und Selbststudium. Und wie bei jedem Profisportler so hilft auch ein geeignetes Umfeld und Durchhaltevermögen.

Vielleicht hast du während einer Yoga Stunde, vielleicht in Shavasana, schon einmal das Gefühl gehabt, dass sich in dir eine extra Energie ausbreitet. Für jeden fühlt es sich wahrscheinlich anders an, aber in der Stille spürst du, dass da eine Energie in dir ist. Und wenn du sie einmal gespürt hast, dann willst du mehr davon.

Andere berichten, dass sie während ihrer Asana Praxis intuitiv geleitet wurden. Eigentlich hattest du einen festgeplanten Yoga Flow vor, aber dann hat dich etwas dazu gebracht dich anders zu bewegen - das ist unsere innere Kraft.

Shakti zeigt sich aber auch in emotionalen Ausbrüchen, in intensiven Emotionen, die scheinbar aus dem nichts kommen. Nimm diese Gefühlswellen an, nimm sie wahr aber verlier dich nicht in ihnen.

Du kannst dir vorstellen, dass diese Gefühlswellen wie echte Wellen über dich schwappen. Aber wenn sie wieder ins Meer zurückweichen bist du ein bisschen sauberer, befreit von Sand und Illusionen.

Entdecke und nutze deine Shakti Power

Mit Hilfe der folgenden 2 Tips kannst du dir nach und nach deine Shakti Power zurückholen:

1. Werde zum Beobachter deiner Gefühle und der Energien in deinen Körper.

Alle Gefühle und Emotionen sind willkommen, auch die vermeintlich negativen.

Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass negative Gefühle ausgeschlossen werden sollten. Genau genommen gibt es nämlich gar keine negativen oder schlechten Gefühle. Es gibt lediglich Gefühle, die du als unangenehm empfindest, oder mit denen du nicht gut umgehen kannst, oder die dir deine Energie zu rauben scheinen. Wir bezeichnen diese Empfindungen aber gerne als negativ.

Aber Gefühle an sich können dir nicht die Energie rauben. Viel mehr ist es deine mit diesem Gefühl verknüpfte Story, die dir den letzten Nerv raubt. Wenn du es schaffst, das Gefühl von der konstruierten Geschichte zu lösen, dann können die Gefühle dir nichts mehr anhaben.

Tritt zurück und beobachte welche Gefühle in dir vorherrschen. Wie fühlt sich das an?

2. Lade deine Shakti aktiv ein

Freu dich ganz bewusst darauf, diese subtile Energie näher kennenzulernen. Deine Einstellung macht viel aus. Wie sagt ein großer Energiekonzern so gerne: Energie bewegt. Und das stimmt ja auch: alle Blockaden und Ängste können aufgelöst werden, wenn wir uns auf unsere innere Kraft verlassen. Dazu müssen wir uns aber von konstruierten Glaubenssätzen und Erwartungen an uns selbst und anderen lösen können. Und hier liegt die große Aufgabe.

Es ist vielleicht am Anfang etwas befremdlich, aber du kannst dir deine innere Kraft auch als Freund vorstellen und mit ihm/ihr reden. Worte und Gedanken sind ja an sich auch Manifestationen des Shakti Prinzips. Sprich mit deiner inneren Energie. 

Ich hatte ihr am Anfang den Körper einer Filmpersönlichkeit gegeben, die ich persönlich als inspirierend empfand: Delenn von Babylon 5, falls das einer von euch kennt ;-)

Wenn du jetzt den Namen gegoogelt hast, lass dich nicht vom Äußeren abschrecken, die Figur, die sie verkörpert, ist spirituell gesehen ein Vorbild.

Probier es mal aus und du wirst überrasch sein, wie viel Antworten da kommen. Das kann immens hilfreich sein, wenn du das Gefühl hast in einer tiefen Krise zu stecken oder vor einer schwerer Entscheidung stehst.

Bring die Frage zu deinem Herz und bitte wortwörtlich um Hilfe. Dann achte auf die Antworten. Das können Gedanken sein, die in dir aufsteigen oder aber Ereignisse, bei denen du intensiv reagierst. Deine Intuition zeigt dir die Richtung - vertraue auf sie. Sie ist ganz leise und es ist leider viel zu einfach, sie einfach zu überhören. Aber man kann das üben und wenn du erstmal einen Dialog mit deiner Shakti begonnen hast, dann wird es auch leichter.

Zusammenfassung

Im Yoga ist unser Ziel die Einheit mit dieser tief liegenden Kraft wieder herzustellen, sie in unserem Körper, in unserem Atem und unseren Gedanken zu spüren. Und durch diese Wiederherstellung der Einheit werden wir zu dem Menschen, der wir im tiefsten Inneren schon sind.

Viel Glück beim finden deiner inneren Kraft! Om Shakti Om!

Quelle:

Sally Kempton, Shakti: The Power Within You. https://kripalu.org/resources/shakti-power-within-you (Oktober 2020)